
Flucht in die Berge….
Dank einer glücklichen Fügung war es mir dieses Jahr möglich, gleich viereinhalb Wochen durchgehend Urlaub zu bekommen. Da ich aber nur ungern an einer Stelle länger als ein paar Tage bleibe, habe ich mir vorgenommen, doch lieber mehrere Kurzurlaube zu unternehmen.
Mein erstes Urlaubsziel war Kärnten, genauer gesagt die Großglockner Hochalpenstraße.
Seit 2015 besuche ich die Hochalpenstraße jährlich mindestens einmal. Ich kann mich an diesen Bergen, Bächen, Bergseen und Wasserfällen einfach nicht satt sehen. Ich erwische mich jedes Mal aufs Neue, wie ich oft 15 Minuten (oder länger) wie gebannt in die Landschaft starre. Auch wenn ich meine Kamera dabei habe und auch zahlreiche Fotos mache, das Gefühl, das man dort vor Ort empfindet, kann dir kein Foto geben….
Tag eins: Die Anreise und ein „Abenteuer to go“….
Ich bin bereits um acht Uhr losgefahren, da ich noch einen Zwischenstopp für eine Wanderung eingeplant hatte. Nach zirka zweieinhalb Stunden Autobahn und gefühlt 16 Baustellen, bin ich bei Klagenfurt abgefahren und beschloss, die restliche Strecke über Landstraßen zurückzulegen. Ich hielt es anfangs für eine gute Idee, mir Velden/Wörthersee anzusehen und eventuell eine Kaffeepause einzulegen.
Der ganze Ort war wie erwartet mit Touristen überflutet, es war alles zu geparkt. Nun ja, nach ungefähr einer dreiviertel Stunde, habe ich es dann doch wieder geschafft, dieser Ortschaft zu entkommen und setzte meine Reise auch ohne Kaffee fort.
Nur um klar zustellen, ich denke, Velden ist sicherlich ein wundervoller Ort um Urlaub zu machen. Alleine die wunderschöne Promenade um den Wörthersee, die vielen Kaffees und Restaurants. Zu diesem Zeitpunkt aber, war ich mental auf Berge, Natur und Ruhe eingestellt. Okay, ich gebe es zu, eigentlich bin ich das immer. Ich persönlich mag keine Touristen-Hot Spots. Der liebste Urlaub wäre mir in einer Blockhütte in Finnland. Dort könnte ich mir auch vorstellen, mal mehrere Wochen zu verweilen! 😂😂😂
Die Raggaschlucht in Flattach….
Bei meinem vorjährigen Besuch auf der Großglockner-Hochalpenstraße, habe ich auf dem Rückweg den Wegweiser zur „Ragga-Schlucht“ gesehen. Jedoch fehlte mir letztes Jahr nach 8 Stunden Berge und noch vor mir liegenden 4 Stunden Autofahrt die Motivation, um noch ein weiteres Abenteuer in Angriff zu nehmen.
Das wollte ich dieses Jahr wieder gut machen. Beim Eingang befindet sich ein kleiner Souvenirstand und eine Gedenktafel, da die Stege 2018 von einem Unwetter zerstört wurden. Siehe Link: https://kaernten.orf.at/v2/news/stories/2979267/
Während ich mich dort teilweise mit zitternden Gliedmaßen am gesicherten Holzsteg entlang hangelte, dachte ich darüber nach, wie sich die Arbeiter, die diese Stege gebaut, beziehungsweise wieder aufgebaut haben, wohl fühlten. Da ich in gewissen Situationen Höhenangst empfinde, wäre das sicherlich kein Job für mich gewesen.
Trotz allem Unbehagens am Anfang gelang es mir dann aber doch noch, ein paar Fotos zu schießen. Es bedarf bei mir immer einer gewissen „Akklimatisierung“, um mich zum Beispiel an Höhen, oder an reißende Bäche zu gewöhnen. Wenn ich die Schönheit der Natur auf mich wirken lasse, verfliegen aber diese Ängste und Sorgen meistens. Wahrscheinlich macht mich das dann auch so süchtig nach ihr.


Ankunft….
Nachdem ich nun endlich meinen heiß ersehnten Kaffee in Heiligenblut, also fast am Ziel bekam und noch ein paar Souvenir-Shops abklapperte, fuhr ich dann zur Mautstelle für die Hochalpenstraße. Dort erklärte mir die nette Dame, wie das mit diesem Gutschein funktioniert, den ich vom Hotel bekommen habe und dass ich eben diesen ganzen Papierkram, den sie mir in die Hand gedrückt hatte, aufheben soll, bis ich wieder abreise, da sonst extra Gebühren anfallen könnten.
Natürlich habe ich mich vorab schon über alles informiert, fand es jedoch sehr gut, dass sich das Personal hier trotzdem noch einmal die Zeit dafür nimmt, auch wenn es nur aufgrund einer Dienstanweisung der Fall ist. Egal, nach zirka drei bis vier Kilometer Serpentinen kam ich nun endlich in meinem Hotel an.
Ich parkte mich also gleich neben dem ersten Fahrzeug ein und wollte einchecken…..
Es sah jetzt anfangs nicht wirklich einladend aus, die Tür war auch geschlossen und ich dachte mir nur, geschafft von der Anreise: „Ach du Sch****, wo bin ich denn da gelandet?“ Nach kurzem Durchatmen habe ich dann bemerkt, dass ich da anscheinend am Personaleingang stand und das Auto, mit dem ungarischen Kennzeichen wahrscheinlich von einer Reinigungskraft war. Ich dachte mir nur: „Zum Glück hat das jetzt keiner gesehen….“ Aber ja, jetzt schreib ich es halt hier in meinen Blog. Ist ja auch nicht schlecht, wenn man über sich selbst lachen kann! 😂😂😂
Ich stieg also wieder ein und fuhr noch ein kleines Stück weiter, wo ich dann den Gästeparkplatz entdeckte. Am Eingang stand ein Schild: „Corona Bla Bla, Abstand halten, Eintritt nur mit Maske, etc….“. Ich hatte zum Glück noch eine Großpackung Masken und außerdem noch, meine Halsschläuche mit.

Ich ging dann (vermummt) in das Hotel, wo mich eine nette Rezeptionistin empfing und mir erklärte, warum sie hier oben diese Maßnahmen wieder eingeführt haben. Natürlich gab es wieder ein paar Unbelehrbare, die der Meinung waren, die gesetzlichen Abstandsregeln nicht befolgen zu müssen und somit eben Unmut bei den Verantwortlichen gesät haben.
Da es sich um einen Familienbetrieb handelt, ist die Angst natürlich groß, dass die Behörden bei einem Verdachtsfall, der mit diesem Hotel in Verbindung steht, dieses sofort schließen lassen würden. Deswegen führten sie diese Sicherheitsmaßnahmen ein.
ja wir haben 2020 und Corona ist auch in 2000 Meter Höhe ein Thema….
Ich persönlich habe kein Problem, eine Maske zu tragen. Es ist ganz praktisch, wenn man im Einkaufszentrum herumlaufen kann und einen die Leute aufgrund der Maske nicht erkennen. Der Lockdown von März bis Mai war auch ganz ok. Das einzige, was am Lockdown nervig war, war, dass nun komischerweise jeder der Meinung war, meine Hobbys ausüben zu müssen.
Beim Wandern, Menschen! Beim Radfahren, Menschen! Es ist auch ärgerlich, wenn einem, während eines Lockdowns, Gruppierungen von acht bis zehn Personen entgegenkommen, wenn man mit seinem Hund spazieren geht und diese nicht ansatzweise auf Idee kommen würden, auszuweichen. Ja ich spreche von meinen lieben (meistens) Wiener Freunden, die glauben, dass sie alleine auf diesem Planeten sind.
Leider muss ich gestehen, meine Verachtung für die Menschheit, hat sich wärend des Corona-Lockdowns, mindestens verfünffacht. Aufgrund meiner Aussagen, dass das Virus leider nicht so stark ist, wie es von der Regierung versprochen wurde, werde ich zwar sicherlich in der Hölle landen, aber so viel geballte Dummheit, wie ich sie in den letzten Monaten erleben durfte, rechtfertigt, meiner Meinung nach alles….
und wieder zurück zum Hotel….
Nach etwas Small Talk ging ich dann mit meinen zwei Rucksäcken auf mein Zimmer im zweiten Stock.
Eintritt mit Schlüsselkarte, links ein Doppelbett, nur eine Seite bezogen. Natürlich, ich hatte ja auch ein Einzelzimmer reserviert. Geradeaus, ein kleiner Fernseher und rechts ein Schrank, bevor es in das Bad ging.
Das ganze Zimmer war außerordentlich gut gereinigt. Ich sehe mir ab und zu „Hotel Impossible“ an und selbst Anthony Melchiorri (der Moderator) wäre von der Sauberkeit dieses Zimmers begeistert gewesen. Die Rucksäcke habe ich ungeöffnet in eine Ecke gestellt und mir erstmal den Fernseher aufgedreht, um von der langen Tour, runter zu kommen. Außerdem hatte ich noch eine Stunde Zeit bis zum Abendessen.
18:00 Abendessen…
Der Restaurantbetrieb war rein für die Hotelgäste vorgesehen, dennoch gab es, was mich wunderte, eine umfangreiche Speisekarte. Die Rezeptionistin / Juniorchefin war nun auch in die Rolle der Kellnerin geschlüpft und ich muss zugeben, ich war begeistert. So eine Leidenschaft für seinen Beruf habe ich in unseren Gefilden selten gesehen. Die Eltern, die in der Küche standen, standen dem Ganzen um nichts nach. Das Essen war ausgezeichnet, frisch gekocht und man schmeckte, dass es mit Liebe zubereitet wurde.
Da es nach dem Essen dann schon zu spät, und ich zu müde war, um noch eine größere Wanderung zu unternehmen, ging ich noch ein wenig rund um das Hotel spazieren, um mir ein Wanderziel für den nächsten Tag abzustecken, ehe ich mich in die im Hotel befindliche Bar begab, wo ich der Juniorchefin gleich einmal ein ordentliches Lob für das saubere Zimmer und das leckere Abendessen aussprach. Nach ein paar Bier war dann endgültig Schlafenszeit. Nicht dass ich am nächsten Tag noch einen Kater habe und deswegen nicht wandern gehen kann. Eine Sache hatte ich nämlich vergessen: Kopfschmerztabletten!
Tag zwei….
Nach einem deftigen Frühstück (ich war dann doch ein wenig verkatert), packte ich meine Kamera, Regenschutz, etwas zu trinken und was man halt sonst noch so zum wandern mitnimmt, ein. Meine Wanderschuhe hatte ich im Auto gelassen, da man den Wohnbereich nur mit normalen bzw. Hausschuhen betreten durfte. War für mich auch kein Problem, diese jetzt beim Auto anzuziehen, da ich das für gewöhnlich immer so mache. Mit Wanderschuhen Auto fahren ist auf längere Zeit nicht so angenehm.
Mein Ziel war das gegenüberliegende „Schareck“, auf ungefähr 2600 Meter Höhe.
2600 Meter klingt jetzt vielleicht hart, aber man muss fairerweise dazu sagen, dass das Hotel auf 2000 Meter liegt. Als ich losgehen wollte, sprach mich eine Frau auf englisch an, wo ich denn hinwandern möchte. Ich antwortete, dass ich auf diesen Berg gegenüber will, worauf sie sagte, dass sie auch vorhabe, später mit ihren beiden Töchtern dort raufgehen zu wollen.
Ich wünschte ihr viel Spaß, vielleicht sehen wir uns ja später oben. Wahrscheinlich bräuchte ich sicherlich etwas länger nach oben, da ich vorhabe, Landschaftsfotos mit meiner Kamera zu machen.
Vom Hotelparkplatz aus ging ich los, an einer Schafherde vorbei, vier oder fünf Kurven talwärts, bis ich auf den Parkplatz für die Seilbahn, welche dort im Winter in Betrieb ist, ankam. Gleich dahinter befindet sich das Weidengatter zum Wanderweg.
Endlich konnte ich die Droge, namens Natur, vollends auf mich wirken lassen. Neben dem Weg floss ein kleiner Bach mit klarem Wasser, in der Ferne waren Schafe zu sehen und einmal habe ich versehentlich ein Murmeltier erschreckt, welches sich dann voller Schrecken über die felsige Böschung gekämpft hat.
Je höher ich auf diesem Weg kam, desto weitläufiger wurde dieses ganze Gebiet. Man sagt immer, von oben sieht alles kleiner aus. Jedoch merkt man von da oben auch sehr schnell, wie klein man selbst ist. Als ich dann die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, habe ich den perfekten Punkt gefunden, um erstmals mein Stativ aufzubauen.

Zeit für Fotos….
Nachdem ich wieder am zusammenpacken war, sah ich auch schon drei Personen weiter unten, das wird wohl die englisch sprechende Lady mit ihren Töchtern sein, dachte ich. Nach mehreren Fotopausen, Instagram Storys und einem Telefonat war ich dann an der Bergstation der Seilbahn angekommen, wo ich dann mein persönliches Insta-Hotspot-Poser-Foto aufnahm.

Zum Glück hatte ich mein Foto schon erfolgreich aufgenommen, als 10 Minuten darauf die Frau vom Hotel mit ihren zwei Töchtern ebenfalls oben ankam. Die hätten meine Herumrennerei wohl als etwas merkwürdig empfunden, denke ich….
Schließlich gingen wir gemeinsam in Richtung Gipfelkreuz, wo ich dann noch darum gebeten wurde, ein gemeinsames Foto von den dreien, mit ihrem Handy aufzunehmen.


Beim Abstieg kamen wir dann etwas ins plaudern, worauf ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte. Was ich sagen kann ist, dass ich bemerkt habe, dass meine Englischkenntnisse zu diesem Zeitpunkt etwas eingerostet waren. Aber es ist wie Fahrrad fahren, so was verlernt man nie ganz. Unten angekommen trennten sich dann unsere Wege. Sie sind nämlich mit dem Auto zum Parkplatz der Seilbahn runtergefahren und ich habe mich entschlossen, lieber die romantische Strecke querfeldein direkt zum Hotel zu nehmen. Letztendlich kamen wir gleich schnell am Hotelparkplatz an. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können, da es kurz darauf zu regnen begann.
Tag zwei: Hälfte zwei
Im Hotel angekommen ging es dann gleichmal unter die Dusche und als das Wetter wieder besser wurde, ab zur „Fuscher Lacke“ auf einen Kaffee und Kuchen. Meine Kamera war natürlich auch dabei.

Als ich zurückkam, machte ich das, was ich am liebsten machte: Ich suchte mir einen gemütlichen Platz auf einer Wiese, breitete meine Jacke auf und setzte mich hin, um die Umgebung auf mich wirken zu lassen.
„Die gefährlichste Person ist jene, die zuhört, denkt und beobachtet.“ -Bruce Lee
Ich halte mich selbst jetzt nicht unbedingt für gefährlich, jedoch mag ich es, zum Beispiel, in der Natur zu sitzen und die Tiere zu beobachten. Ich bin auch ein Mensch, der sich gerne mal alleine in ein Gasthaus oder eine Bar setzt und den Gesprächen dort lauscht. Generell bin ich eher ein ruhiger Typ, was aber nicht zwingend bedeutet, dass ich meine Umgebung nicht wahrnehme. Außer ich will es so! 😂
Egal. Nach einiger Zeit konnte ich beobachten, wie sich drei Murmeltiere über die Weide gejagt haben. Kurz darauf begann es natürlich wieder, zu regnen. In solchen Höhen kann man innerhalb von nur 15 Minuten, alle vier Jahreszeiten miterleben.
Dieses Jahr habe ich leider kein einzig scharfes Murmeltierfoto aufnehmen können. Dafür aber habe ich diesen Fuchs vor die Linse bekommen.

Nach dem Abendessen, das übrigens wieder ausgezeichnet schmeckte, es gab Karottencremesuppe und überbackene Naturschnitzel, machte ich noch einen kleinen Abendspaziergang. Es regnete zwar immer noch relativ stark, aber ich sage immer: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung. Schlechte Ausrüstung, gibt es bei mir nicht.“


Nach meiner Abendrunde setzte ich mich noch an die Bar, bevor ich mich auf mein Zimmer zum Fernsehen zurück zog.
Am nächsten Morgen war es nach dem Frühstück auch wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Inzwischen freute ich mich, zu meiner Frau und meinem Hund nach Hause zu fahren.
und wieder muss ich abschweifen….😂
Es war echt allerhöchste Zeit, mich wieder einmal in die traute Einsamkeit zu begeben, um meine „Batterien“ zu laden. Und es hat echt gut getan. Ich bin der Typ Mensch, der seine Kraft aus der Ruhe und Abgeschiedenheit schöpft. Dieser Kurzurlaub war eine ideale Gelegenheit, um meine Gedanken zu ordnen. Dabei habe ich herausgefunden, welchen Dingen und Projekten ich in letzter Zeit zu viel Aufmerksamkeit widmete, obwohl sie ohnehin von vorn herein zum Scheitern verurteilt waren.
Der Weg nach Hause…
….war wenig spektakulär, bis auf den mittelgroßen Weltuntergang in Oberösterreich und zwei Kaffeepausen.
Das war’s mal vorerst von mir.
Vielen Dank fürs Lesen! Eigentlich mache ich diese Schreiberei nur für mein Seelenwohl, aber wenn ich jemanden mitreißen, beziehungsweise inspirieren kann, freut mich das umso mehr.
Liebe Grüße
Thomas
Zum Abschluss: Ein paar Links….
Vielen Dank an den Berggasthof Wallackhaus für die Bewirtung!

